Resonanz »Die Kunst der Fuge«
Die Premiere fand am 29.10.2006 im Kino Acud in Berlin-Mitte statt. Erstausstrahlung auf arte am 11.5.2007, abermalige Ausstrahlung am 17. August 2011. Einladungen zum Europäischen Musikfest in Stuttgart 2008, den Bachtagen Potsdam 2009, dem Esslinger Festival tonArt 2010 und dem Festival Stuttgart Barock 2014.
Die Kunst zu fliehen / „Die Kunst der Fuge“ von Stefan Zednik im Filmmuseum
POTSDAM / INNENSTADT — Weshalb der Autor und Filmproduzent Stefan Zednik, seinen ersten Film „Die Kunst der Fuge“ nannte, wurde schnell bewusst. Fuge bedeutet nicht nur bei der Maurerzunft, sondern auch in der Musik „Flucht“. Um Flucht ins Innere ging es in dem Filmbeitrag zu den IX. Potsdamer Bachtagen am Dienstagabend im Filmmuseum. Gezeigt wurde ein Film, der mehr ein filmisches Essay ist, als nur eine schlicht dokumentarisch aneinander reihende Sicht auf historische Sachverhalte. Dem Musik-Phänomen Johann Sebastian Bach sich anzunähern, seine musikalischen Absichten zu erhellen, ihn verständlich für die Menschen des 21. Jahrhunderts zu machen und dabei noch ein Werk wie „Die Kunst der Fuge“ filmisch umzusetzen, scheint tatsächlich fast ein Ding der Unmöglichkeit. Nach dieser Filmbegegnung sieht man das Werk aus der individuellen Sicht Zedniks neu. Die Verbindung mit der schwierigen Kontrapunktik und einem mathematisch nach allen Richtungen ausgeloteten Fugengebilde erscheint jetzt klarer. Zednik vertraut auf die ruhigen Bilder, die Macht des Wortes und die Wirkung der Bachschen Musik. Eine fiktive Ich-Erzählerin berichtet über ihre Studienjahre am Leipziger Konservatorium, von ihrer Liebe zu einem japanischen Gaststudent, der dort 1985 auf Vermittlung von Kurt Masur studieren konnte.
Der Thomanerchor spielt hier eine Rolle, die Stadt in der Entwicklung der vergangenen 25 Jahre spiegelt sich wider und ganz wichtig die Einweihung des Gewandhauses als einziger Konzerthausneubau der DDR und die dort regelmäßig veranstalteten Orgelkonzerte mit Matthias Eisenberg. Dessen Flucht in den Westen und das Treffen des Filmautors mit dem Bach-Orgelstar der DDR 2001 in der nördlichsten Kirche Deutschlands St. Severin in Keitum auf Sylt waren Anlass zum Film über die Flucht.
Glenn Gould, der legendäre kanadische Pianist, war der andere Fliehende, denn nach seinem gefeierten Moskaukonzert 1961 zog sich Gould aus dem Konzertsaal völlig zurück. Die Wiedergabe der 14 Fugenkonstruktionen durch Gould und Eisenberg bestimmte die musikalische Substanz des Filmes. Dieser Streifen sollte obligatorisch für jeden Bachfreund sein.«
Matthias Müller, Märkische Allgemeine