unsere motive

»Die Musik der Ver­gan­gen­heit ist zu einer Fremd­spra­che gewor­den. Wir müs­sen wis­sen, was die Musik sagen will, um zu erken­nen, was wir mit ihr sagen wollen.«

Niko­laus Harnoncourt

Musik, Film, Musik­film, Film­mu­sik – die Bestand­teile und Ergeb­nisse einer wil­den Gemein­schaft, einer aben­teu­er­li­chen Bezie­hung, glor­reich und ver­ach­tet, gefei­ert und ver­dammt. Das Ohr oder das Auge? Hören und Sehen, das einem ver­geht, geschärft, ver­ne­belt, blind oder taub.

Was kann das Bild leis­ten, um Musik ver­steh­bar zu machen? Rau­schende Bäch­lein und blü­hende Wie­sen zu Haydn und Mozart, baro­cke Kir­chen zu Bach, Spring­brun­nen zu Cou­pe­rin, die städ­ti­sche rush hour zu Hin­de­mith – die gewohn­ten Bil­der zu bekann­ter Musik sind so ver­braucht, wie sie falsch sind. Sie behaup­ten , dass jeder Musik ver­ste­hen kann, und wenn sie denn doch ein­mal allzu kom­plex erschei­nen sollte, so müs­sen die Bil­der umso sim­pler sich geben.

Die Auf­gabe: Musik mit kom­ple­xen Struk­tu­ren zu ver­mit­teln, ohne sie zu miss­brau­chen, ihre Fremd­heit zu belas­sen, ihre schwer ver­ständ­li­che Spra­che zu akzep­tie­ren und sie nicht auf einen mar­ke­ting­freund­li­chen Wohl­fühl­fak­tor zu redu­zie­ren. Und dafür die Macht der Bil­der, die Kraft des sehen­den Auges zu nutzen.

Im Jahr 2003 tra­fen Anette Fle­ming und Ste­fan Zed­nik zum ers­ten­mal bei die­ser Auf­gabe zusam­men. Ursprüng­lich gedacht als Por­trait eines genia­len Orga­nis­ten, wuchs das Pro­jekt »Die Kunst der Fuge« sich aus zu einer fil­mi­schen Refle­xion über eines der kom­ple­xes­ten Werke der abend­län­di­schen Musik­ge­schichte. Die vom Sen­der arte initi­ierte Arbeit und ihre The­men­stel­lung lies die Bei­den nicht mehr los: Wie kann man für Musik Bild­wel­ten fin­den, die diese Musik berei­chern, die etwas hin­zu­fü­gen zum emo­tio­na­len Ver­ständ­nis ohne bes­ser­wis­se­risch zu sein? Denn bes­ser wis­sen auch wir es nicht.

Die Auf­gabe, obwohl oft auf Alte Musik fokus­siert, soll sich den­noch hier nicht beschrän­ken. Der Ansatz – Klang­spra­che ist Fremd­spra­che – gilt ebenso für die Musik des 19. und 20. Jahr­hun­derts. Die Musik ein Stück weit »her­an­zu­ho­len«, gleich­zei­tig den Hörer/Seher auf­zu­for­dern, ihr aktiv »ent­ge­gen­zu­ge­hen« – daran wün­schen wir uns wei­ter arbei­ten zu können.